Aufführung 2007

„Hexen“ werden noch immer gejagt

 

Mit Arthur Millers „Hexenjagd“ hat sich die Theater-AG des Montfort-Gymnasiums ein hartes Stück von beklemmender Aktualität vorgenommen. Über drei Stunden hinweg sorgen die Spieler mit ihrem intensiven, engagierten Spiel dafür, dass die Spannung erhalten bleibt, dass man das Laienspiel vergisst und ganz der düsteren Handlung folgt.Von Christel Voith

Arthur Miller schrieb das Stück über die Hexenhysterie, die 1692 in Salem/Massachusetts ausbrach, unter dem Eindruck der von McCarthy inszenierten Verfolgung angeblicher Kommunisten in den USA der frühen fünfziger Jahre. Man weiß, dass nach den schrecklichen Exzessen von 1692 die puritanische Theokratie in Neuengland zusammenbrach, man weiß auch, zu welch schrecklichen Folgen andere Massenpsychosen geführt haben. Allein das Wissen, dass solche Mechanismen, wie sie hier in konsequenter Entwicklung aufgezeigt werden, möglich sind, verleiht Arthur Millers Stück eine ständige Aktualität. Ob Aberglaube, religiöser Fanatismus, Rassenwahn - eine eigentlich aufgeklärte demokratische Gesellschaft kann, sobald aufgestaute Aggressionen im Denunziations- und Zerstörungsrausch ein Ventil gefunden haben, so in Verunsicherung, in Verwirrung geraten, dass sie sich am Ende selbst zerstört.

In der politischen Parabel begegnen wir Typen und profilierten Menschen, die in der allgemeinen Angst ihren Weg zwischen den Extremen suchen, mit ihrem Gewissen ringen, während andere ihre eigenen Schwächen entlarven. Günter Erdmann und Markus Stein inszenieren mit Biss, aber ohne Melodramatik, sie bringen ihre Spieler dazu, dass sie erstaunlich weit aus sich herausgehen. Wenige Versatzstücke - ein Bett, ein Tisch für Pastor Parris, Bäume für das nächtliche Treffen, Strohballen fürs Gefängnis - markieren die Spielorte (Bühnenbild: Caroline Kiemle mit Schülern der Klasse 8b).

Da ist der unerbittliche Pastor Parris, den Felix Köhler in seiner phrasenhaften Unsicherheit und inneren Unfreiheit zeigt. Verletzt durch die Ablehnung seiner Gemeinde, rächt er sich an dem geradlinigen John Proctor, dessen Weg zur Annahme des Todes Alexander Venus differenziert gestaltet. Eindrucksvoll auch Birgit Reisacher als seine prinzipienstrenge Frau, die in der Prüfung über sich hinauswächst, und Matthias Buhl als aufrechter Giles Corey, der sich vehement gegen das Unrecht auflehnt. Der opportunistische Mitläufer fehlt ebenso wenig wie der knallharte Vertreter des Obersten Gerichtes, der um keinen Preis sein Gesicht verlieren will. Überzeugend Oliver Weiß als Symbol einer pervertierten Gerechtigkeit, die sich verselbständigt hat. Ebenso überzeugend Benedikt Bereuter, der den Weg des selbstgerechten Pastors John Hale zur erschütternden Erkenntnis des Unrechts glaubhaft nachzeichnet. Zum Erschrecken, wie echt die jungen Mädchen (Theresa Lan, Ina Heilig und Sarah Eichler) unter ihrer trotzigen Anführerin Abigail (Isabelle Schatz) ihre krankhaften Phantasien ausbreiten, wie Susanne Breyer die Zerrissenheit der Mary Webster zeigt, die die Last der Aussteigerin nicht erträgt. Bianca Klein spielt die alte Rebecca Nurse anrührend als gütige, glaubensfeste Frau, während Patricia Lay der Negersklavin Tituba auch komische Züge verleiht. In weiteren Rollen gefallen Jonas Hock, Bettina Arnegger, Dominik Glaser, Yannik Bischet und Markus Buhl in einem spielfreudigen Ensemble, das sich seinen Applaus redlich verdient hat. Hinter der Bühne sorgen Susanne Klein für die Maske und Aaron Eckenfels für die Technik.

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