Aufführung 2014
Puck bringt wieder einmal alles durcheinander
Theater-AG des Montfort-Gymnasiums begeistert mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ MGTT spielt den „Sommernachtstraum“: Zu gern will Zettel (Mitte: Stefan Baur) den anderen Handwerkern von seinem Abenteuer erzählen.
29.06.2014, Schwäbische Zeitung, Helmut Voith
Tettnang sz Nach altem Theaterbrauch muss die Generalprobe danebengehen, damit die Premiere ein echter Erfolg wird. Doch beim rundum gelungenen, sprühenden „Sommernachtstraum“, den die Theater-AG des Montfort-Gymnasiums am Freitag in der Aula des MGTT auf die Bühne gebracht hat, ist auch der Premierenerfolg garantiert.
Stück und Aufführung zeigen wieder einmal, was für ein genialer Bühnenautor Shakespeare gewesen ist. Die Thematik ist zeitlos. Erzählt wird, was passiert, wenn die Liebe die Menschen mit Haut und Haar gepackt hat oder, wie man heute sagt, wenn die Hormone verrückt spielen. Dass die Komödie über 500 Jahre alt ist – man merkt es nicht. Regisseurin Antje Prospero hat eine zeitgemäße Übersetzung gewählt, dazu gibt es herrliche Kostüme, die Martina Schneemann eigens für die Aufführung entworfen und hergestellt hat, und ein stimmungsvolles Bühnenbild, bei dem man nur noch staunen kann. Immer wieder werden kurze Musiksequenzen von heute eingespielt, wird dazu gesungen und getanzt. Das alles wirkt völlig selbstverständlich. Ja, man stutzt allenfalls, wenn Herzog Theseus verkündet, dass Hermia, die sich vehement gegen den vom Vater ausgesuchten Ehemann wehrt, Kloster oder Tod erwarten. Auf eine Aktualisierung wird hier verzichtet, und das ist gut so. Die einzige pikante Verfremdung soll hier noch nicht verraten werden.
Mit Jubelgeschrei stürzt das Volk auf die Bühne, als der Vorhang sich öffnet. Herzog Theseus scheint sehr beliebt zu sein, auch wenn er bemüht seriös dreinblickt, außer wenn er seine Auserwählte, die charmante Hippolyta, ansieht. Der alte Egeus, der seine unbotmäßige Tochter Hermia (Lavina Stauber) anklagt, hat keine großen Chancen, sie zur Räson zu bringen – nach heftigen, exakt choreografierten Szenen setzt sie sich mit ihrem Lysander (Kai Spellmeier) ab, auch der ihr bestimmte Demetrius (Niklas Egger) und die ihn anhimmelnde Helena (Jasmin Birkenmaier) finden sich im Wald wieder.
Handwerkers’ köstliche Gegenwelt
Dort setzt der Zauber ein. Auf dem Theater, zumal bei Shakespeare, gibt es noch die Zauberwelt – Zauber hier direkt zu verstehen, nicht als Metapher. Echter Bühnennebel wabert ins Publikum, wenn zierliche Elfen die Befehle der Königin ausführen, wenn der agile Puck (Claudia Buhl), sei es aus Überforderung oder Übermut, für böse Verwechslungen und Verwirrungen sorgt. Wenn Titania (Alisa Geßler) mit ihrer zweiten Hälfte (Isabell Pihlar) hadert, ist eben die Welt keineswegs in Ordnung. In herrlicher Spielfreude entfalten sich Elfenwelt und mehr noch die tüchtig durcheinandergewirbelten Pärchen. Eine köstliche Gegenwelt bilden die Handwerker, die ihrem Herrn zu Ehren ein Theaterstück proben und in den Bann des Magischen geraten. Jeden Einzelnen möchte man nennen, nicht nur Zettel (Stefan Baur) und Peter Squenz (Johannes Grass), und hat hier doch nicht den Platz dazu.
Spielerinnen und Spieler spielen frei, mit vollem Körpereinsatz, und sprechen flüssig, man bekommt viel mit vom Reichtum dieser shakespeareschen Dichtung. Natürlich ist es Schülertheater, das wirkt fast wie die berühmte Brechtsche Verfremdung. Brillantes Schülertheater, das eines Gymnasiums würdig ist.